Verbreitung
Die zahlreichen phonetischen
Schreibweisen des Familiennamen verfestigten
sich im Laufe der Jahrhunderte zu den
Hauptformen
Freisewinkel,
Fresewinkel,
Friesewinkel Klicken Sie auf den jeweiligen
Namen, um sich Karten mit deren heutiger
absoluten geographischen Verteilung in
Deutschland anzusehen. (1) Die einst an der Mosel und
im Raum vorkommende Variante Frieswinkel ist
ausgestorben.
Der Familienname gehört zur
Kategorie der Wohnstättennamen und geht auf den
uralten Siedlungsplatz Im Freisewinkel zurück,
der noch heute am nordöstlichen Ortsrand von
Sprockhövel liegt: etwa unter 51°22'18''
Nördlicher Breite und 7°15 , '45'' Östlicher Länge.
Namensgeschichte
Der älteste schriftlich bezeugte Namensträger
ist der im Schatzbuch der Mark von 1486 genannte
Dereck Vryeswinckel aus dem Ampt van
Blankensteyne Sprockhoevell. Er musste 2
Ort (= ½ Goldgulden) Steuern zahlen. Es handelte
sich um eine Steuer auf den Besitz, der bis zu
einem Wert von 25 Goldgulden mit 4% besteuert
wurde. Der Freisewinkel-Besitz hatte demnach einem
Wert von 12 1/2 Gulden. Das entspricht etwa der
Größe eines Kotten, d.h. eines einfachen Hauses
mit Wohnung und Werkstatt. Die Steuer war an
Martini (11. November) 1486 und 1487 je zur
Hälfte fällig.
Schatzbuch
Zeugnisse für die Familie in Sprockhövel sind
auch aus dem 16. und 17. Jahrhundert
überliefert:
1523 Kaufvertrag mit Hannes Freissewinckell
als Zeuge.
1619 Datierung eines Torbalkens vom Kotten
Freisewinkel, der leider unter ungeklärten Umständen nach 1974
verloren ging. 1631 ein Grundstück am Fresewinkel
ist der Kirche in Sprockhövel zehntpflichtig. 1634 bis 1664 im
älteren Protokolbuch der Sprockhöveler Markengenossenschaft wird der
Markenkotten Freißewinckel mehrfach erwähnt.
1661 bis 1671 wird der Kirchmeister Hilbrandt
Fressewinckel mehrfach als Kirchmeister der Ev.
Gemeinde genannt.
1682 nach der Schatzmatrikel des Ambts
Blankenstein zahlt der Sprockhöveler Kötter
Fresewinkell 7 Stüber und 3 Pfennig Steuern.
Die Verbreitung des Namens Freisewinkel
ist schon zu
einer Zeit belegt, in der
Kirchenbuchaufzeichnungen aus Sprockhövel noch
lange fehlen. Diese Quellen verweisen direkt
oder indirekt auf die ursprüngliche Herkunft der
Namensträger:
1561 und 1564 Hardenberg (Neviges) Dyrich
Freysenwinckell als Gerichtszeuge. 1643 Ev. Gemeinde Trarbach (Traben-Trarbach) 1. Ehe des
Diederich Friesswinckel mit Anna Eliesabetha
Metzler. 1650 Ev. Gemeinde Enkirch
(Traben-Trarbach) 2.Ehe) des Diederich
Frieswinckel mit Agnes Friesen. 1671 Ev. Stiftsgemeinde Stuttgart Ehe des Diederich
Frießwinkel von Sprockhövel, Hildebrand
Frießwinkel, Wagner & Kirchmeister daselbsten
ehelicher Sohn. 1694 Ref. Gemeinde Wald (Solingen) Taufe von
Johann Wilhelm, Sohn des Melchior Frieswinkel.
1697 Ref. Gemeinde Wald Taufe von
Tringen, Tochter des Melcher (Melchior) Friesewinckel zu Wald,
unter den Paten Tringen, Jan Friesewinckels
Tochter im Märkischen Land.
1716 Luth. Langenberg (Velbert) Trauung von
Gerdraut, Tochter des Larentzen
Freeswinckel, mit Henricus Noeckels.
1720 Ref. Elberfeld (Wuppertal) Proklamation der
Ehe von Johannes
Melchior, Sohn des
verstorbenen
Dierich Vriesewinckel aus Sprockhövel,
mit Anna Cathrina Lünenschloß.
schematische Darstellung
Die Kirchenbücher der Ev. Gemeinde
Sprockhövel
sind erst seit 1732 überliefert. In ihnen
kommt der Name Freisewinkel von Anfang an immer
wieder vor. Die Familie war so angesehen, dass Söhne und Töchter
mehrfach in die alteingesessenen Sprockhöveler
Bauernfamilien einheiraten konnten. Dieses
Ansehen beruhte vermutlich auch auf einem
gewissen Wohlstand, den die Männer als Schmiede
in die Familie gebracht hatten.
Im 19. Jh. sind Familienangehörige
noch immer vor allem im erweiterten
Einzugsgebiet des Siedlungsplatzes ansässig, so
z.B. in Barmen, Elberfeld, Hattingen, Schwelm,
Sprockhövel, Stiepel, Velbert und Wengern. Carl
August Friesewinkel wandert 1891 in die USA aus,
heiratet dort noch im gleichen Jahr, kehrt aber
bereits 1894 mit Frau und Kind nach Elberfeld
zurück. Gustav Gottfried Friesewinkel übersiedelt in den 1890er Jahren
nach Belgien, er lebt bis zu seinem Tode 1941 als
Kaufmann in Brüssel. In Folge der im 20. Jh.
zunehmenden Mobilität werden Familienangehörige
zunehmend im Rheinland, in Schlesien und
Thüringen heimisch. Karl Julius Freisewinkel aus
dem Erfurter Zweig gelangt schon 1914 in
japanische Kriegsgefangenschaft. Nach seiner
Freilassung 1919 übersiedelt er nach Indonesien,
wo er 1947 stirbt. Seine Frau und Kinder fliehen
1957 vor dem heraufziehenden Bürgerkrieg nach
Holland. Die 1895 geborene Tochter Käthe von
Friedrich Oswald Friesewinkel - Bruder des schon
erwähnten Gustav Gottfried - heiratet den
Hamburger Kaufmannssohn Walter Collasius, mit
dem sie in den 1920er Jahren zuerst in Hongkong,
später in Rangoon lebt. Ab 1929 wohnt das
Ehepaar mit inzwischen drei Kindern in Hamburg.
Walter Collasius verkörpert übrigens in Walter
Kempowskis Roman Tadellöser & Wolff die Figur
des Onkel Richard.
Heute leben Freisewinkel-Nachkommen nicht nur in
Deutschland, sondern auch in den USA, Kanada,
England, Belgien, den Niederlanden und
Österreich. Nicht alle tragen den
märkisch-bergischen Namen, aber alle können ihre
Wurzeln bis zum Siedlungsplatz Freisewinkel
zurückverfolgen!
Quelle:
(1) www.myheritage.de
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